LAUTERTAL STELLT SICH VOR
Geschichte, Zahlen, Daten

Es ist ungewiß, wann in Lautertal die ersten Menschen seßhaft geworden sind. Mit Sicherheit können wir jedoch sagen, dass Zeugnisse aus der Römerzeit im 1. Jh. n. Chr. darauf hinweisen, dass hier bereits Menschen wohnten. So sind beim Felsenmeer in Reichenbach noch Monumente der römischen Steinmetzkunst vorhanden. Am bekanntesten ist die Riesensäule. Im Urkundenbuch des Klosters Lorsch erscheint am 12. Mai des Jahres 1012 zu erstenmal der Name Richinbach. Bis zum Jahre 1400 gehörten die heutigen Ortsteile Reichenbach, Lautern, Gadernheim, Raidelbach, Breitenwiesen, Knoden und Schannenbach zur "Basinsheimer Marka", dem heutigen Bensheim. Schon früh begannen die Lautertaler, sich aus dem Marktverband herauszulösen, um eine eigene Gemeinde mit eigener Feldmark zu bilden. Nachdem die Macht des Klosters Lorsch verfiel, kam im 12. Jh. Reichenbach unter die Herrschaft der Kurpfalz. Durch Tausch ging der pfälzische Anteil Reichenbach im Jahre 1561 an die Grafschaft Erbach über. Im Jahre 1806 fielen alle Orte der Grafschaft Erbach, dazu gehörten auch Elmshausen, Reichenbach, Hohenstein, Lautern, Gadernheim, an Hessen-Darmstadt. Seit 1945 gehören die heutigen Ortsteile der Gemeinde Lautertal zum neu gegründeten Bundesland Hessen.
Im Zuge der Gebietsreform schlossen sich die heutigen Ortsteile Elmshausen, Reichenbach, Lautern, Gadernheim, Raidelbach, Beedenkirchen, Staffel und Wurzelbach mit Wirkung vom 1. Januar 1972 freiwillig zur Großgemeinde Lautertal zusammen. Per Gesetz kamen noch dazu zum 1. August 1972 Schannenbach und Knoden und zum 1. Januar 1977 der ehemalige Ober-Beerbacher Ortsteil Schmal-Beerbach. Die oft mit Recht kritisierte Gebietsreform hatte auch Vorteile, da auf vielen Gebieten Entwicklungen eingeleitet worden sind, die vorher die kleineren Gemeinden sowohl aus finanziellen als auch aus räumlichen Gründen nicht hätten bewerkstelligen können. So sei hier nur erwähnt, dass zur Sicherstellung der Wasserversorgung sämtliche Ortsteile verbunden worden sind, was vor der Gebietsreform kaum möglich gewesen wäre. Es darf hier noch erwähnt werden, dass sich die Gemeinden im eigentlichen Lautertal bezüglich der Abwasserbeseitigung bereits vor der Gebietsreform geeinigt und mit Bensheim einen Zweckverband gegründet haben.
Auch haben Teile vom heutigen Lautertal die Initiative zur Bildung eines Schulverbandes ergriffen. Das Ergebnis ist die Mittelpunktschule in Gadernheim. Die Trägerschaft für Schulen allgemein ist allerdings inzwischen auf den Kreis übergegangen.
Zur wirtschaftlichen Seite ist zu bemerken, dass sich in Lautertal zum Ende des vergangenen Jahrhunderts Steinbetriebe entwickelten. Die Impulse kamen vom Fichtelgebirge. Es wurde hier vornehmlich der Odenwälder Granit bearbeitet. Viele stillgelegte Granitsteinbrüche in unserer Gemarkung sind Zeugnis für die Anfänge der Steinindustrie. Inzwischen ist eine Wandlung eingetreten. Die Betriebe haben sich weiter entfaltet. Jedoch wird heute vornehmlich ausländischer Granit verarbeitet. der einzige Stein, der in Lautertal noch abgebaut wird, ist der selten vorkommende Quarzit.
Nach längerer Anlaufphase hat das ehemalige Werksgelände der Ciba Spezialitätenchemie Lampertheim GmbH in Lautertal-Lautern ein neues Profil gewonnen. Eine breite Palette verschiedener Branchen hat sich angesiedelt und damit neue Arbeitsplätze geschaffen.
Lauteral hat rund 7.600 Einwohner. Es liegt an der romantischen, sagenumwobenen Nibelungenstraße, in einem lieblichen Tal, umrahmt von großen Misch- und Nadelwäldern des Naturparks Bergstraße/Odenwald.
Auf vielen Kilometern gut markierter Wanderwege bieten sich dem Betrachter herrliche Ausblicke über Wiesen, Wälder und idyllische Dörfer sowie auf das Rheintal bis zum Pfälzer Wald. Im Schnittpunkt dieser Wanderwege liegen markante Aussichtspunkte wie die Neunkircher Höhe (605 m), die zweithöchste Erhebung des Odenwaldes mit dem Kaiserturm, der Felsberg (514 m) mit dem Ohlyturm, der Krehberg und der Borstein.
Das milde Mittelgebirgsklima, bedingt durch die unmittelbare Nähe der Bergstraße, trägt zur Erholung bei. Ob sich der Gast für Hotels, Gaststätten, Pensionen Privatzimmer, oder Ferien auf dem Bauernhof entscheidet, immer wird er von der Gastlichkeit Lautertals überrascht sein.
Jeder unserer Ortsteile hat seine Sehenswürdigkeiten. ob es sich nun - talaufwärts betrachtet - um den Striethteich und die Karl-Stähr-Hütte in Elmshausen, das Felsenmeer mit Stein- und Vogellehrpfad, den Borstein (300 m) und den Hohenstein (366 m) in Reichenbach, das Felsberg-Museum in Beedenkirchen, das Heimatmuseum in Gadernheim oder das Hochmoor bei Schannenbach handelt, alle sind lohnende Ausflugsziele für Spaziergänge und Wanderungen. Der Felsbergwald legt Zeugnis römischer Steinmetzkunst ab (1. - 4. Jahr. n. Chr.). Hier wurde der berühmte Odenwälder Granit gebrochen und bearbeitet. Riesensäule, Altarstein, Riesenschiff, Elefanten-, Krokodilsfelsen und weitere 300 Werkstücke sind imposante Denkmäler aus der vergangenen Zeit.
Heraldik

Der obere Teil des Wappens der Gemeinde Lautertal wurde aus dem Wappen der Fürsten von Erbach (-Schönberg) entwickelt, deren Wappen aus zwei silbernen, sechsstrahligen Sternen im oberen Teil und einem weißen Stern im unteren Teil bestand.
Das Wellenband der Lauter symbolisiert das Flüßchen gleichen Namens, das durch die Gemarkung fließt.
Das goldene Kreuz im unteren Teil des Wappens ist das Andreaskreuz (Sankt Andreae Altaris). Dem heiligen Andreas wurde die 1426 erbaute Kirche im Ortsteil Reichenbach geweiht. Er ist der Schutzherr des Gast- und Herbergsgewerbes.
Das Wappen wurde am 19. Juli 1974 vom Hessischen Ministerium des Innern genehmigt, die Genehmigung im Staatsanzeiger für das Land Hessen, Ausgabe 31/1974, Seite 1373, veröffentlicht.