Bürgermeister Andreas Heun

Neujahrsansprache 2022

Bürgermeister Andreas Heun

Liebe Lautertalerinnen,
liebe Lautertaler,


ich begrüße Sie herzlich im neuen Jahr 2022. Gerne hätte ich Sie wieder einmal beim Neujahrsempfang der Gemeinde persönlich begrüßt, nachdem dies schon im letzten Jahr aufgrund der Pandemie nicht möglich war. Corona hat uns leider weiter fest im Griff und so müssen wir schon zum zweiten Mal auf eine Begegnung in diesem Rahmen verzichten. Wir sind – wie viele Millionen andere Menschen auch – weiterhin von Einschränkungen betroffen und sollten uns weiterhin vernünftig und solidarisch verhalten. Hierfür möchte Ihnen ganz ausdrücklich danken, auch wenn wir den Pandemieverlauf mit unserem Verhalten nur zu einem kleinen Teil von Lautertal aus beeinflussen und bekämpfen können.

Die Einschränkungen belasten das Miteinander und die Kommunikation. Das ist umso bedauerlicher, da mir Kontakte, Gespräche und der persönliche Austausch mehr als je zuvor notwendig erscheinen. Denn insgesamt ist es leider in diesen Tagen nicht gut bestellt um den Gemeinsinn in unserer Gesellschaft.

In den aktuellen Debatten zeigt sich eine Schärfe in der Auseinandersetzung, die es nie zuvor in unserer Gesellschaft gegeben hat. Es scheint so, dass sich Geimpfte und Ungeimpfte häufig unvereinbar gegenüberstehen. Aber nicht nur bei diesem Thema ist eine zunehmende Spaltung festzustellen. Auch in vielen anderen Bereichen, wie etwa im Straßenverkehr, bei Ordnungswidrigkeiten oder bei Konflikten in der Nachbarschaft stehen sich die Betroffenen oftmals unvereinbar gegenüber. Man spricht seltener miteinander und sucht keine Lösungen oder Kompromisse. Streit wird oftmals in den sozialen Medien ausgetragen, teilweise sogar Hass verbreitet und Angst durch Desinformation geschürt.

Auf der Suche nach den besten Ideen gehört in einer Demokratie selbstverständlich auch Streit dazu. Doch hier wurden im vergangenen Jahr zunehmend „rote Linien“ bis hin zu Morddrohungen gegenüber Amts- oder Funktionsträgern überschritten.

Sicher zerrt die Corona-Pandemie an den Nerven eines jeden und die Auswirkungen sind individuell verschieden. Soziale Ungerechtigkeiten werden durch die Coronapandemie noch mehr offenbar. Wir dürfen uns aber nicht Auseinanderleben und sollten gerade jetzt mehr aufeinander achten. Gerade den durch die Pandemie besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen sollten wir mehr Beachtung schenken.

Denn die Pandemie zeigt uns auch, was wir zusammen erreichen können, wenn wir aneinander vertrauen und Solidarität zeigen. Einsatz und Unterstützung wird dabei an vielen Stellen in unserer Gesellschaft gezeigt, ob ehrenamtlich oder im Berufsleben. Unser besonderer Dank gilt dabei den Menschen in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, bei der Feuerwehr, den Polizei- und Sicherheitskräften, den Rettungs- oder Notdiensten. Andere stellen sicher, dass wir mit Strom, Gas, Wasser, Wärme und Gütern des täglichen Bedarfs versorgt sind. Nicht zu vergessen, auch die vielen Vereinsvertreter, die durch ihr ehrenamtliches Engagement dafür sorgen, dass auch unsere Freizeit im Lautertal liebenswert ist.

Überall engagieren sich also viele Menschen mit vereinten Kräften für unsere Gesundheit und unser Wohlergehen. Unsere Gemeinde hat sich hier als krisenfest und widerstandsfähig gezeigt. Ich bin dankbar, dass all diese Menschen gezeigt haben, dass unsere Gemeinde auch heute in diesen Zeiten handlungs- und funktionsfähig ist. Dafür meinen Respekt und herzlichen Dank.

Wo mir dies möglich ist, werde auch ich hierzu meinen kleinen, bescheidenen Beitrag leisten. Um auf die in Zusammenhang mit der Pandemie stehenden Probleme unserer Gastronomie aufmerksam zu machen und mir die Sorgen und Nöte der Lautertaler anzuhören, hatte ich bereits im Jahr 2021 eine Gastrotour begonnen, die ich gerne auch in diesem Jahr fortsetzen möchte.

In diesem Jahr feiert die Gemeinde Lautertal ihren 50igsten Geburtstag. Im Jahre 1972 wurde eine Gebietsreform in Hessen umgesetzt und die Gemeinde Lautertal gegründet. Im Zuge dieser Gebietsreform schlossen sich die heutigen Ortsteile Elmshausen, Reichenbach, Lautern, Gadernheim, Raidelbach, Beedenkirchen, Staffel und Wurzelbach am 1. Januar 1972 freiwillig zur Großgemeinde Lautertal zusammen. Am 1. August 1972 kamen noch Schannerbach und Knoden, am 1. Januar 1977 noch Schmal-Beerbach hinzu.

In Zusammenarbeit mit dem Verschönerungsverein Reichenbach e.V., vielen weiteren Vereinen und Initiativen wurde für diesen besonderen Anlass ein Jubiläumsprogramm mit verschiedenen Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Daraus ist insgesamt ein buntes und vielfältiges Programm für Jung und Alt entstanden, dass dem Jubiläum einen würdigen Rahmen geben wird. Über das endgültige Veranstaltungsprogramm werden wir in wenigen Tagen informieren.

Daneben wurde die Ortschronik fortgeschrieben und durch ein weiteres Werk ergänzt. Diese Chronik umfasst die Entwicklung unserer Gemeinde in den letzten 25 Jahren. Ausdrücklich möchte ich mich hierfür bei dem Team um Heidi Adam bedanken, die für die Fortschreibung die Federführung übernommen hat.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bei allen Mitwirkenden und Unterstützern bedanken, die sich engagiert und eingebracht haben. Nur durch ihren ehrenamtlichen, engagierten Einsatz sind wir in der Lage, für das Gemeindejubiläum einen festlichen Rahmen zu ermöglichen. Ich bin mir sicher, dass durch die vielen Veranstaltungen weitere Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, sich aktiv in unseren vielfältigen Vereinen zu engagieren.

Auch zur finanziellen Lage unserer Gemeinde kann ich Ihnen Erfreuliches berichten. Unseren Weg der Konsolidierung haben wir im Jahre 2021 erfolgreich fortgesetzt. Trotz der zu verzeichnenden Steuereinbrüche, insbesondere bei der Gewerbesteuer, werden wir aller Voraussicht nach, das geplante Defizit für das Haushaltsjahr 2021 nicht überschreiten. Wir bleiben also weiter auf einem vorsichtigen und umsichtigen Kurs. Dies zeigt sich auch darin, dass wir nach wie vor keine Kassenkredite benötigen und die laufenden Ausgaben aus den uns zur Verfügung stehenden Einnahmen bezahlen können. Daneben haben wir zwischenzeitlich ein beträchtliches Polster in Form einer freien Rücklage in Höhe von knapp 500 T€, bei einem aktuellen Kassenstand über 3,0 Mio. €, aufbauen können.

Zudem investieren wir stetig in unsere Infrastruktur und haben auch im vergangenen Jahr wieder erforderliche Investitionen vor allem in den Bereichen Wasserversorgung, Brandschutz, Straßenbau und in den öffentlichen Einrichtungen vorgenommen.

Im Bereich der Wasserversorgung wurden der Quellsammelschacht in Gadernheim im Ziegelhüttenweg sowie die Wasserleitung zwischen Tiefbrunnen Elmshausen und HB Elmshausen fertig gestellt.

Folgende Maßnahmen sind derzeit im Bau und werden voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 2022 fertig gestellt sein:

  •  Tiefbrunnen Elmshausen (Elektrik und Leittechnik)
  •  HB und PW Schannenbach
  •  Umklemmung Wasserleitung im Scholzeweg Gadernheim

Im Straßenbau befinden sich folgende Maßnahmen in der Endphase und kurz vor der Fertigstellung:

  •  Platzgestaltung Elmshausen (Frühjahr 2022)
  •  OD Gadernheim hat letztes Jahr begonnen und soll im Herbst 2022 fertig sein
  •  Glasfasertiefbau in Elmshausen fertiggestellt und Reichenbach zum Großteil fertiggestellt

Im Bereich der Kinderbetreuung ist der Ankauf des erforderlichen Geländes zum Bau einer neuen Kita in 2021 erfolgt. Davon ausgehend, dass nun im kommenden Jahr 2022 von den Gremien und den Fachbehörden „grünes Licht“ zur Erteilung des Baurechtes erfolgt, kann die Realisierung des Neubaus dann in 2023 beginnen.

Enorme Kraftanstrengungen sind allerdings auch zukünftig notwendig, um die erforderlichen Investitionen in die Infrastruktur bewältigen zu können. Hierbei bleibt es aber bei der Devise, dass wir bei der Finanzierung weiterer Projekte stets die Steuer- und Gebührenbelastung im Auge behalten, ohne gleichzeitig den Pfad der soliden Haushaltsführung zu verlassen. Grundlage dafür ist stets die Erstellung von genehmigungsfähigen Haushaltssatzungen. Dazu gehört auch, dass wir uns nicht Schulden aufbürden und an erster Stelle nachhaltig und im rentierlichen Bereich investieren.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal dringend an Bund und Land den Appell ausrichten: Wir brauchen nach wie vor mehr kommunale Finanzmittel, um unsere Aufgaben hier vor Ort bewältigen zu können. Ebenso dürfen die Kommunen nicht mit immer mehr Aufgaben und Vorgaben belastet werden. Alles andere ist eine Aushöhlung der kommunalen Selbstverwaltung und steht nicht im Einklang zu Art 28 des Grundgesetzes.

Auch die Veränderung des Klima- und der Umweltschutz war in 2021 ein bestimmendes Thema und wird auch in Zukunft ganz oben auf der Agenda stehen. Dass viele in Sorge sind über die immer mehr wahrzunehmenden Klimaveränderungen, nehme ich in vielen Gesprächen mit Ihnen wahr. Wegen der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal haben sich viele Bürgerinnen und Bürger besorgt an mich gewandt, aber auch wegen dem sichtbaren Waldsterben und den Kahlschlägen an einigen exponierten Stellen unseres Gemeindewalds.

Die Gemeindevertretung hat sich im Herbst mit dem Thema der Waldbewirtschaftung und dem zunehmenden Waldsterben intensiv beschäftigt und hat dies mit interessierten Bürgern und den Vertretern von Hessenforst erörtert. Ebenso haben wir auch die Frage des Hochwasserschutzes aufgegriffen, u.a. im Rahmen einer gesonderten Bürgerversammlung am Regenrückhaltebecken zwischen Reichenbach und Lautern. Auch wenn wir die Folgen des Klimawandels sicher nicht aus Lautertal alleine herauslösen können, gehen die gemeindlichen Gremien und die kommunalen Mandatsträger mit diesem für unsere Zukunft sehr wichtigen Thema verantwortlich und sehr sachorientiert um.

In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch noch einmal ausdrücklich beim Jugendrat und bei den Initiatoren der Baumpflanzaktion bedanken, die kurz vor Weihnachten im Gemeindewald stattgefunden hat.

Wie wichtig nicht nur der Zusammenhalt in unserer Gemeinde ist, zeigt die Lage der Europäischen Union. Durch die Pandemie und den Klimawandel werden alle Nationen in Europa vor enorme Herausforderungen gestellt. Zudem stehen wichtige Projekte und Aufgaben an, wie etwa die Gestaltung des digitalen Wandels. Dabei gilt es auch die Verteidigung der Werte und Freiheiten Europas, sowie den Schutz der Rechtsstaatlichkeit hoch zu halten.

Diese europäische Idee leben wir mit unseren Partnergemeinden Jarnac, Dogliani und Radlett. Deshalb freue ich mich immer sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass uns auch in diesem Jahr von unseren Partnern zum Jahreswechsel Grüße erreicht haben.

In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass unser Partnerschaftsverein APEG Lautertal hier seit einem Vierteljahrhundert einen großartigen Beitrag für den Zusammenhalt in Europa leistet. Verdientermaßen wurde dem Verein im Jahr 2021 für seine 25-jährige Mitgliedschaft in der Europa-Union Bergstraße e.V. eine besondere Ehrung und Würdigung zuteil.

Auch in Zukunft wird der Zusammenhalt in Europa eine wichtige Rolle spielen. Es lohnt sich daher, sich zu engagieren, wozu ich Sie an dieser Stelle motivieren möchte.

Bevor ich zum Schluss möchte ich noch ein wichtiges Thema ansprechen:
Ohne Zivilgesellschaft kann es keine Demokratie geben. Die Erkenntnis existiert seit Hunderten von Jahren. Der französische Historiker und Politiker, Alexis de Tocqueville, erkannte die Zivilgesellschaft schon Anfang des 19. Jahrhunderts bei seinen Reisen durch die Vereinigten Staaten als eine Schule, in der Bürgerinnen und Bürger ihre Angelegenheiten selbst organisieren, Kompromisse finden und so Demokratie in der Praxis lernen konnten. Heute ist die Bedeutung des zivilen Engagements für eine starke Demokratie wohl größer denn je – und gleichzeitig in ernster Gefahr.

Viele Bürger in unserer Gemeinde sind engagiert, motiviert, bringen sich stets ein und haben tolle Ideen. Mein Dank will ich allen aussprechen, die sich auch im vergangenen Jahr ob in den Vereinen, in den Parteien oder Wählerinitiativen, als Mandatsträger in der Kommunalpolitik, in den Hilfsorganisationen, in den Kirchen sowie im Ehrenamt eingebracht haben.

Leider sind im letzten Jahr verdiente Mitbürger und ehemalige Mandatsträger verstorben. An dieser Stelle möchte ich all jenen verstorbenen Gedenken.

Verstorbene ehemalige Mandatsträger:

Stephan Degenfeld Schonburg
2017 bis 2021 Gemeindevertreter und Mitglied des Ortsbeirates Elmshausen

Matthias Müller
1999-2012 Mitglied des Ortsbeirates Lautern

Jürgen Machleid
2006-2021 Gemeindevertreter
2006-2016 Ortsvorsteher Gadernheim
2021 Verleihung des Ehrenbriefes des Landes Hessen

Hans Georg Rausch
1977-1985 Beigeordneter
1985-1986 und 2001 bis 2004 Gemeindevertreter

Johannes Plößer
-Ehrenbeigeordneter-

1983 – 1993 Beigeordneter
1993-1997 Gemeindevertreter und Mitglied des Ortsbeirates Beedenkirchen
1997 Verleihung des Ehrenbriefes des Landes Hessen

Liebe Lautertalerinnen, liebe Lautertaler,

im Jahr 2021 haben wir trotz der Belastungen der Pandemie viel für unser Lautertal bewegen können. Daran haben viele engagierte Menschen mitgewirkt, sei es aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik, Kirche oder Ehrenamt.

Dafür möchte ich allen ganz herzlich danken! Ich bin mir sicher, dass wir auch das vor uns liegende Jahr mit unseren engagierten Bürgerinnen und Bürgern erfolgreich gestalten werden.

Für das Jahr 2022 wünsche ich Ihnen vor allem Gesundheit und uns allen, dass wir diesen Virus schnellstmöglich beherrschen, damit wir unsere gesellschaftlichen und sozialen Kontakte wieder vollumfänglich pflegen können.

In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Wünschen für das neue Jahr 2022 und mit herzlichen Grüßen


Ihr
Andreas Heun
Bürgermeister